Umwelt und Gesellschaft

Umwelt und Gesellschaft. Obwohl das und verbindet, trennt es.

In Zeiten des Klimawandels, ja den gibt es neben dem Virus auch noch, fällt es leicht, Umwelt auf das Ökosystem zu reduzieren. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich kahle Stellen im Wald. Der Dreiklang Klima – Käfer – Kahlschlag hat es wiederholt in die Medien geschafft. In anderen Regionen äußert er sich anders, in den Erträgen der Landwirtschaft, den Pegelständen der Flüsse und und überall im trockenen Boden.

Die Gefahren des Klimawandels und der Auftrag des Grundgesetzes Artikel 20a GG wurden höchstrichterlich als Grundlage genommen. Der Artikel verweist auf die Nachhaltigkeit staatlichen Handelns.

„Der Schutz des Lebens und der körperlichen Unversehrtheit nach Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG schließt den Schutz vor Beeinträchtigungen durch Umweltbelastungen ein, gleich von wem und durch welche Umstände sie drohen. Die aus Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG folgende Schutzpflicht des Staates umfasst auch die Verpflichtung, Leben und Gesundheit vor den Gefahren des Klimawandels, etwa vor klimabedingten Extremwetterereignissen wie Hitzewellen, Wald- und Flächenbränden, Wirbelstürmen, Starkregen, Überschwemmungen, Lawinenabgängen oder Erdrutschen, zu schützen. […]
Auch der objektiv rechtliche Schutzauftrag des Art. 20a GG schließt die Notwendigkeit ein, mit den natürlichen Lebensgrundlagen so sorgsam umzugehen und sie der Nachwelt in solchem Zustand zu hinterlassen, dass nachfolgende Generationen diese nicht nur um den Preis radikaler eigener Enthaltsamkeit weiter bewahren könnten.“

Denkt man auf den Gleichheitsgrundsatz kann man nun mit einigem Recht sagen, was solls. Und tatsächlich sind die Aussichten nicht gut. Deutlich wird dies vor allem in einer Zusammenschau mit einem anderen Ziel. Ein Ziel, das nicht im Grundgesetz dafür aber in mehreren Landesverfassungen steht, unter anderem in NRW (ebd. S.3), die „Wohnraumversorgung bzw. Wohnraumförderung“. In der nordrhein-westfälischen Verfassung heißt es, das Land habe die Aufgabe, „Wohn- und Wirtschaftsheimstätten zu schaffen“.

Wie kam ich jetzt von der Umwelt auf Wohnraum? Als Kleinkind ist die erste Um-Welt, die wir kennen lernen die Familienunterkunft und ihre Umgebung. Hat uns die Pandemie die Wichtigkeit dieser ersten Umwelt nicht gerade deutlich gemacht? „Ausreichend verfügbarer, qualitativ guter und bezahlbarer Wohnraum ist Voraussetzung für die Chance auf soziale Teilhabe und Lebensqualität“, stellt die schwäbische Landeszentrale für politische Bildung fest. Stuttgarts ehemaliger OB Fritz Kuhns formulierte öffentlich: „Stuttgart hat Wohnungsmangel. Dieser Mangel trifft vor allem Ältere, sozial Schwache und Familien mit Kindern, die kaum noch bezahlbaren Wohnraum finden.“ Deshalb ist eine unsichere Wohnungssituation existenzbedrohend. „Weil uns die Wohnungen nicht gehören, befürchten wir, jemand könnte sie uns wegnehmen.“ (S.3)

Die Wohngegend hat auch etwas mit Ansehen zu tun, ich meine nicht Wagenknechts akademische Linke aus der Stadtmitte. Von Frankreich und den USA wissen wir, dass bestimmte Postleitzahlen der Wohnorte der Bewerber*innen im Verfahren bereits dergestalt mitberücksichtigt werden, dass deren Chancen sofort rapide sinken. Noch ist dies in Deutschland noch nicht verbreitet, da noch offiziell überall derselbe Lebensstandard gelten soll. Aber schon heute gibt es verschriene Straßenzüge und Viertel. An den Rändern einer Stadt zu wohnen, heißt möglicherweise Pendeln und weniger kulturelle Angebote oder zumindest andere.

Die Gestaltung der Stadt als Umwelt muss entsprechend nach den gleichen Kriterien und mit der gleichen Dringlichkeit behandelt werden wie die Klimakrise, anderenfalls droht die Refeudalisierung samt räumlicher Aufteilung. Mit Nachhaltigkeit hat das nichts mehr zu tun.

Mutmaßlich ist uns während der Pandemie klar geworden, wie wichtig uns der alltägliche Umgang untereinander ist in unserem Dorf, unserm Quartier, unsere Stadt – unserer Umwelt und Gesellschaft.

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