Freizeit- und Schulungsheim der deutschen Anarchosyndikalist:innen

zuerst erschienen auf ortederdemokratisierung

Die Bakuninhütte ist ein Kulturdenkmal, ein Ort der politischer Zeitgeschichte und außerdem anziehend. Ich stieß bei einer Internetrecherche über Erich Mühsam auf die Internetseite Bakuninhütte und deren Geschichte. Und dann ging es mir wie Fritz Scherer, als er im Oktober 1930 von ihr hörte.

„Ich war begeistert und wäre am liebsten sofort los marschiert“ erinnert sich Scherer. (Scherer, 42). Er war damals bereits im Thüringer Wald und auf Wanderschaft. Ich wohnte ca. 300 km entfernt in einem anderen Bundesland. Zwei Tage später besuchte er die Hütte. Bei mir hat es länger gedauert, Jahre, und es ist schon wieder Jahre her. Aber ich weiß, dass dies nicht mein letzter Besuch war.

Geschichte der Bakuninhütte. Tafel an der Hütte. Zum Vergrößern klicken!

Meine Darstellung der Geschichte der Bakuninhütte stützt sich dabei auf zwei Texte, wobei der jüngere ebenfalls ausgiebig den älteren wiedergibt. Beim älteren handelt es sich um den bereits erwähnten Text „Die Bakuninhütte. Bericht von Fritz Scherer“, in dem Büchlein „Rebellen-Heil“ (2010), hrsg. vom Wanderverein Bakuninhütte e.V. und ebenfalls von Wanderverein gemeinsam mit der Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V. herausgegeben ist der Tagungsband „Erich Mühsam in Meiningen: ein historischer Überblick zum Anarchosyndikalismus in Thüringen: die Bakuninhütte und ihr soziokultureller Hintergrund; (2015). Dort erschien von Kai Richarz der Aufsatz: Vom Acker zum Ferien und Schulungsheim.

1919 fanden sich 30 Arbeiter zusammen, die die „Frei Vereinigung aller Berufs – Meinigen und Umgebung“ gründeten. Als sich im Dezember 1919 in Meiningen die Freier Arbeiter Union Deutschlands (FAUD) zusammenfand, schloss sich die Freie Vereinigung dieser an. Im Jahr darauf kauften zwei Syndikalisten ein Grundstück beim Berg Hohe Maas.

Syndikalistischer Anarchismus: 
"Die Syndikalisten, in klarer Erkenntnis der oben festgestellten Tatsachen, sind prinzipielle Gegner jeder Monopolwirtschaft. Sie erstreben die Vergesellschaftung des Bodens, der Arbeitsinstrumente, der Rohstoffe und aller sozialen Reichtümer; die Reorganisation des gesamten Wirtschaftslebens auf der Basis des freien, d.h. des staatenlosen Kommunismus, der in der Devise: "jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach, seinen Bedürfnissen!" seinen Ausdruck findet.

Ausgehend von der Erkenntnis, daß der Sozialismus letzten Endes eine Kulturfrage ist und als solche nur von unten nach oben durch die schöpferische Tätigkeit des Volkes gelöst werden kann, verwerfen die Syndikalisten jedes Mittel einer sogenannten Verstaatlichung, das nur zur schlimmsten Form der Ausbeutung, zum Staatskapitalismus, nie aber zum Sozialismus führen kann."
Rudolf Rocker - Prinzipienerklärung des Syndikalismus (1919) (Auszug)

Durch „Spenden und Leihgaben“ konnte der Kaufpreis innerhalb von zwei Jahren zusammengetragen werden. Der Boden wurden gemein-sam zum Ackerbau genutzt und Kartoffel und Gertreide angebaut, um sich in der Zeit der Inflation etwas zu helfen.

Mit dem Ende der Inflation wurde das Land zum Ausflugsziel für Familien. Bei einem plötzlichen Wetterwechsel gab es allerdings keine Möglichkeit, sich unterzustellen, daher warb Franz Dessler für den Bau einer Hütte. Dieser Wunsch fand großen Anklang, so dass gemeinsam gebaut wurde und der Bau den Namen Bakunins erhielt. Bald darauf wurde ein abschließbarer Raum daraus und es gingen Geld und Sachspenden ein, denn nicht nur die Vereinsmitglieder, sondern auch die Meininger nutzten den Ausflugsort Bakunin-Schutzhütte.

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