Die Ausstellung, auf die die Plakate im Fenster hinweisen, zeigt die Geschehnisse in einem kleinen schwäbischen Dorf einen Tag nach der Machtübernahme Hitlers.
In Mössingen wurde ein Generalstreik durchgeführt, ein einzigartiger Vorgang am ersten Tag des Nationalsozialismus, 31.01.1933, obwohl der Aufruf zum Streik deutschlandweit erfolgte. Die kleine aber feine Ausstellung wurde in einer „Kulturscheune“ aufgestellt, in der auch ein Café betrieben wird.
Die kleine Ausstellungsfläche, macht genauso wie die Ereignisse am 31.01.1933 deutlich, dass Selbst- und Geschichtsbewusstsein keinen Tempel braucht und der Kampf um Demokratie keine Metropole. Die Erinnerung, braucht einen anderen Raum, den Raum des Diskurses, die Öffentlichkeit, die öffentliche Diskussion.
Der Aufruf zum Generalstreik wurde am 30. Januar überall verbreitet. „Doch einen Massenstreik gab es letztlich allein im württembergischen Industriedorf Mössingen südlich von Tübingen.“ (Borgstedt, 2022) In Mössingen folgten dem Aufruf zwischen 1/5 und 1/4 der Bevölkerung. Dieser Streik fand in einem Gemeinwesen statt, in dem 1932 noch 32% KPD gewählt haben. (Borgstedt, 2022) Die ersten Streikenden mobilisierten weitere Arbeiter vor den Fabriktoren und die Fabrikherren schlossen sich untereinander, mit dem Bürgermeister und der Polizei kurz. „Die andernorts häufigen Gewalttätigkeiten zwischen linken Kampfverbänden und der SA blieben aufgrund der Stärke der „Antifaschistischen Aktion“ und des „Kampfbunds gegen den Faschismus“ weitgehend aus.“
Die Reaktion aus Reutlingen rückte in Form einer Polizeieinheit an.
„Insgesamt 98 Personen wurden verhaftet, 87 von ihnen, darunter drei Frauen, gewärtigten ein Strafverfahren. Mitte Juli 1933 verhängte das Landgericht Tübingen Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und einem Jahr gegen 74 von ihnen, die sechs Hauptbeteiligten standen im Oktober 1933 in Stuttgart vor Gericht. Die Strafprozesse und Haft hatten abschreckende Wirkung. Wer zurückkehrte, hielt sich fortan politisch zurück. Den öffentlichen Raum beherrschten nunmehr andere.“
Angela Borgstedt: Orte des Widerstehens, a.a.O.
Literatur: Angela Borgstedt: Orte des Widerstehens. Aktionsräume gegen den Nationalsozialismus im Südwesten 1933–1945. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, 2022.